Das Gefahr voraus Spiel

#1 von Nina , 27.11.2010 12:36

Ich schreibe hier mal auf, wie wir in letzter Zeit an Hundebegegnungen arbeiten und was uns da geholfen hat. Ist das Gefährliche vor uns, kommt Lotta inzwischen wirklicht gut damit klar und es gibt nicht mehr oft Situationen, in denen sie nach vorne durchstartet. Das passiert nur noch in Ausnahmefällen. Kommt die Gefahr von hinten, ist es schwieriger, auch weil dann der Schutztrieb bei ihr durchbricht, da ich ja dann zwischen ihr und der Gefahr bin, was sie nicht gut haben kann. Aber alles was von vorne kommt, haben wir eigentlich inzwischen gut im Griff.

Das wichtigste war hierbei das "Gefahr voraus Spiel", das wir eigentlich permanent und mit allem spielen, was sich so anbietet. Das habe ich zunächst ohne Gefahr geübt. Lotta an der Schleppe -> vorlaufen lassen -> Abruf kurz vor Ende der Schleppe -> Belohnung. Das ganze sowohl im Laufen als auch mit stehen bleiben. Lotta hat so auch gelernt, dass sie, wenn ich stehen bleibe, zu mir zurück kommen soll und macht dies auch ohne Abruf sehr gut. Kommt sie nicht, mache ich ein paar Schritte rückwärts, dann kommt sie sofort. Dabei machen wir auch manchmal das "rückwärts laufen Spiel", bei dem ich mölglichst schnell rückwärts laufe (möglichst ohne zu stolpern) und Lotta versucht, dabei "bei Fuß" zu bleiben (ist meist ein sehr schräges bei Fuß und manchmal ist sie auch "verkehrt herum", aber es geht ja nur um Spaß). Rückwärts laufen ist für sie dadurch schon zu einem Signal für "bei Fuß" geworden, so gerne spielt sie das.

So kann man sich im besten Fall den Abruf sparen und der Hund hört nicht die Anspannung, die man sonst vielleicht in der Stimme hat (bei mir hört man das sehr deutlich). Außredem gewöhnt sich der Hund daran, dass es nicht schlimm ist, wenn mal etwas Zug auf der Leine ist. Früher war das für Lotta der Auslöser zum Toben, heute guckt sie sich zu mir um, wenn die Leine unter Spannung gerät. Ich kann auch an der Leine zupfen und sie kommt, auch wenn etwas vor uns ist.

Später haben wir das ganze mit vorauslaufenden Spaziergängern gespielt. Erst mit Abruf, dann auch schnell ohne. Lotta hat anfangs immer die vollen 10 m ausgenutzt, um vorzulaufen (auch Spaziergänger würde sie am liebsten überprüfen), aber schnell gemerkt, dass man viel mehr Leckerlis abstauben kann, wenn man schon nach sieben oder fünf oder zwei Metern umdreht oder noch besser, wenn man gleich bei Fuß bleibt.

Ja, und dann kamen Reiter dazu, Hunde, alles was irgendwo vor uns lief haben wir verfolgt und "Gefahr voraus" gespielt. Für Lotta war dabei einfach klasse, dass sie auf und ab rennen konnte. Sie hatte ja ihre 10 m zum vor und zurück laufen und bei Lotta geht alles besser, wenn sie sich dabei ausgiebig bewegen kann. Außerdem ist es bei ihr sehr wichtig, ihr Starren zu unterbrechen und durch das zurück laufen, mußte sie sich immer wieder abwenden. Im Prinzip war das wie pendeln, nur dass sie ohne mich gependelt hat. Für Lotta ist ja wichtig, dass ich gleichmäßig weiter laufe. Wenn ich mit auf und ablaufe, macht sie das erst recht kirre.

Ja, und irgendwann klappte das dann genauso gut, wenn uns jemand entgegen kam und auch auf immer kleinere Abstände. Ich kann sie inzwischen fast immer total gelassen abrufen, mich mit ihr umdrehen und weggehen, ohne sie an die kurze Leine zu nehmen. Sie bleibt einfach an der Schleppe und macht auch (so gut wie) nie Anstalten, noch mal nach hinten zu preschen und jemandem die Meinung zu geigen. Und meine Handgelenke danke es mir auch, das dieses in die Schleppe brettern kein Thema mehr ist.

Sichtung -> Abruf - >umdrehen funktioniert inzwischen übrigens auch an der kurzen Leine, so dass wir auch bei recht kleinen Abständen, wenn z.B. jemand um die Ecke kommt, oft noch die Kehrtwende schaffen.

Schwieriger ist es noch, wenn etwas plötzlich von hinten kommt. Da habe ich noch keine wirkliche Lösung. Aber "Gefahr voraus" spielt Lotta wirklich total gern und zegit mir inzwischen auch mit Begeisterung alles an, was von vorne kommt. Ich glaube, für uns war das wirklich der Durchbruch.


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RE: Das Gefahr voraus Spiel

#2 von Schnuffelnase , 27.11.2010 13:52

Aber wenn du dich dann umdrehst, dann läuft sie einfach mit? Weil dann ist Gefahr ja auf einmal statt voraus wieder hinten und das ist z.b. was, was Kira garnicht haben kann.


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RE: Das Gefahr voraus Spiel

#3 von Nina , 27.11.2010 14:06

Es scheint bei Lotta mehr darum zu gehen, wie sie die Gefahr zuerst wahrnimmt. Kommt sie von vorne, ist das OK, aber wenn sie sich umdreht, und da ist auf einmal was hinter ihr, das erschreckt sie dann und sie pöbelt eher aus dem Erschrecken heraus los. Weiß sie aber, dass da was ist, weil es halt vorher von vorne gekommen ist, dann ist es in Ordnung. Allerdings darf ich mich auf keinen Fall noch mal umdrehen oder über die Schulter zurück gucken. Und ich darf auch nicht schneller werden, beim weg gehen. Mir muß das alles egal sein.


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RE: Das Gefahr voraus Spiel

#4 von Kerstin , 29.11.2010 05:26

Oh Nina, das les ich ja jetzt erst. Du machst nichts anderes als wir im Seminar von Ute gemacht haben.

Schön zu sehen wenn das alternative Verhalten dann auch ohne Signal funz! Ich bin auf diese Sachen immer ganz besonderst stolz, da sieht man dann den wirklichen Lernerfolg! Wenn die Hunde selbstständig agieren und sich für das "richtige" also uns angenehem Verhalten entscheiden.


Liebe Grüße

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RE: Das Gefahr voraus Spiel

#5 von Nina , 29.11.2010 09:55

Na ja, fairer weise muß ich sagen: ganz so einfach war's bei Lotta ehrlich gesagt nicht, dass sie sich einfach von selbst richtig entscheidet, nur weil es im richtigen Moment ein Leckerli gibt. Ich mußte ihr ja schon so einige male sehr deutlich machen, was ich nicht will, denn sie war ja der Ansicht, dass Zetern eine ganz großartige und wichtige Sache ist. Einfach eingestellt hätte sie das nie.

Ich will auch nicht so tun, als hätte ich mit Lotta alles "rein positiv" erreicht. Der Durchbruch kam bei uns, als ich angefangen habe, auch mal sehr unfreundlich zu werden. Anders hätte ich den Fuß bei ihr niemals in die Tür bekommen. Dann konnte ich überhaupt erstmal anfangen, ihr Alternativen zu bieten. Vorher waren die ihr nämlich leider total egal. Da wäre sie auch für ein Steak mit Käsesauce nicht zurück gekommen sondern hätte lieber wild tobend am Ende der Schleppe gehangen.

Und ein zweites Problem bei diesem Spiel ist natürlich auch, dass es nur an Orten geht, wo nichts los ist und man halt einen verrückten Schäferhund auch mal an der 10 m Schleppe vor und zurück brettern lassen kann. Das geht natürlich auch wieder nicht bei uns auf der Straße oder wenn am Wochenenden die Spaziergänger aus Frankfurt und Umgebung im Taunus einfallen.


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