Das Spiel geht in die nächste Runde.
Lotta und ich hatten eine gründliche Diskussion darüber, wo sich ein Hund auf einem Treppenabsatz aufzuhalten hat: nämlich in der hintersten Ecke sitzend während Frauchen die Tür abschließt.
Das klingt banal. Wer aber schon mal einen zeternden Lottahund mit sehr langer Puschelrute, welche sich permanent in den Weg der sich schließenden Tür schiebt, in eine Ecke quetschen wollte, der weiß, wovon ich rede. Aber mir ist ein Fehler, den ich immer gemacht habe, aufgefallen: ich habe der Tür zu viel Aufmerksamkeit gewidmet. Wenn ich die Tür ganz schnell zubekomme, dann sind wir manchmal die Treppe runter, bevor Lotta Zeit hat, loszulegen. Was ja schon ein Fortschritt war, denn es bedeutete, dass sie wenigstens 5 Sekunden ruhig war. Außerdem hat man ja so dieses "keine Energieverschwendung" im Kopf und bemüht sich gerade im Winter, Türen schnell hinter sich zu schließen.
So gehörte in Lottas Augen wohl meine Aufmerksamkeit erstmal der Tür und dann übernimmt sie die Sicherung des Rückraums. Außerdem hatte sie so viel zu viel Zeit, ein Zeternario innerlich aufzubauen und dann explodieren zu lassen. Bei Lotta darf man nie bis zur Explosion warten, man muß sie haben, wenn es beginnt, in ihr zu grummeln und man von außen noch gar nicht viel sieht.
Also mache ich es jetzt so, dass mir die Tür erstmal wurscht ist. Sie steht halt offen und Lotta und ich diskutieren über den Eckplatz. Das geht inzwischen schon gar nicht schlecht. Wenn draußen nichts los ist, setzt sie sich schon von alleine hin. Und, ja, das ist viel. Sehr viel. Denn es bedeutet, sie hat keine Zeit, vorher die Gegend zu scannen und sich über Banalitäten irgendwo aufzuregen. Auch muß der Nachbarhund bis zu uns kommen, damit sie ihn sieht, ist er noch irgendwo anders auf dem Grundstück, dürfte sie ihn nicht unbedingt bemerken.
Dann muß ich irgendwie die Tür zubekommen, ohne eine Puschlerute dabei zu demolieren. Das ist fast schon der schwerste Teil des ganzen. so langsam verstehe ich, warum Leute Hunden die Schwänze kupieren. (<- das war nicht ernst gemeint, sondern ein ganz schlechter Witz). Ja, und dann versuchen wir das Unmögliche. Lotta soll rechts (!) von mir die Treppe runterlaufen.
Rechts laufen ist für Lotta fast schon ein Ding der Unmöglichkeit. Ein guter deutscher Schäferhund läuft links, verdammt noch mal. Ich habe das sehr, sehr viel geübt. Wirklich, sehr, sehr viel. Auch Wechsel von links nach recht habe ich geübt. Geht alles ohne Ablenkung. aber sobald es stressig wird, wechselt Lotta nach links. Und nun, in der absolut stressigsten Situation des Tages (jeden Tages), soll sie plötzlich rechts laufen.
Meine Hoffnung ist, dass sie es für diese paar Stufen kapiert. Danach kann sie wieder nach links wechseln, aber für diese paar Stufen soll sie rechts bleiben, und wenn ich sie hundert mal da rüber schieben muß. Vielleicht erkennt sie sogar, dass es ja ganz nett ist, dass man sich hinter Frauchen verstecken darf, obwohl ich da wenig Hoffnung hege. Selbst jetzt, da sie von sich aus anfängt, zu meiden, versteckt sie sich nie hinter mir. Das passt einfach nicht in ihr Konzept. Sie kommt zwar zu mir und bleibt in meiner Nähe, aber: sie klebt sich an mein linkes Bein.
Also, mal sehen. Im Moment ist es wieder ganz vielversprechend. Aber wie ich schon sagte, bei Lotta muß man geistig beweglich bleiben und sich alle paar Wochen was neues ausdenken. Im Moment mache ich es sogar so, dass ich Lotta runter bringe, wenn Peter mit ihr raus geht, damit wir keine Ausnahmen von der Regel haben. Einen Monat will ich das wenigstens so durchhalten, dann habe ich Hoffnung, dass sich das vielleicht so weit automatisiert hat, dass Peter auf die gleiche Weise mit ihr die Treppe runter kommt. Obwohl wir dann wohl mal ein paar Übungseinheiten einlegen müssen.
Es bleibt auf jeden Fall spannend. Schalten Sie auch zur nächsten Folge ein, wenn es wieder heißt: "Randale vor der Haustür."